Kinder bringen nicht nur eine Menge Freude, sondern auch zahlreiche Sorgen mit sich, besonders, wenn es um die kleinen Beißerchen geht. Denn Zahnschmerzen und Zahnarzt-Behandlungen sind vor allem bei Kindern sehr unschön. Keine Panik! Wir tauchen zusammen in die Welt der Kinderzahnpflege ein. Ich zeige Ihnen, wie leicht Sie Kinderzähne vor Karies und anderen Erkrankungen bewahren können.
Der Gastbeitrag wurde von Dr. med. dent. Tina Mandel, Erfinderin der dentinostic App – die App für professionelle Hilfe bei Zahnproblemen, geschrieben. Der Gastbeitrag ist keine bezahlte Werbung.
Grundlagenwissen Zähne: Ein Kurztrip in den Mundraum
Um zu verstehen, warum welche Maßnahmen bei Milchzähnen wichtig sind, gibt’s hier erstmal ein paar Basics.
Kurz und knackig, ein Zahn besteht aus:
- Zahnschmelz: Diese äußere Schutzhülle besteht zu 95 % aus Mineralien, insbesondere Kalzium. Es ist die
härteste Substanz im menschlichen Körper, stärker noch als Knochen. - Dentin: Dieses weichere Material liegt unter dem Zahnschmelz und ist nur etwa ein Fünftel so hart. Daher breitet sich Karies im Dentin viel schneller aus als im Schmelz.
- Pulpa: Hier befinden sich die Nerven und Blutgefäße des Zahnes. Dieser Teil ist verantwortlich für das Empfinden im Zahn, beispielsweise wenn man heiße oder kalte Lebensmittel zu sich nimmt.
🦷Milchzahn-Fakt! Der Zahnschmelz von Milchzähnen ist viel dünner als bei bleibenden Zähnen. Daher ist es wichtig, Karies bei Milchzähnen früh zu erkennen. Denn sonst dringt die Karies schnell bis zum Zahnnerv vor und kann starke Schmerzen verursachen.
Aber wie macht Karies eigentlich Löcher in die Zähne?
Karies verstehen: Der heimliche Zahnfeind
Karies ist im Grunde eine Auflösung der Zahnhartsubstanz durch Karies-Bakterien.
Fressen die Bakterien Löcher in die Zähne? Nein! Die Bakterien meinen es eigentlich gar nicht böse. Sie verstoffwechseln nur ihr Essen.
Karies-Bakterien ernähren sich von Zucker. Wenn sie Zucker bekommen, verstoffwechseln sie den zu Säuren. Diese Säuren senken den pH-Wert im Mund und bei einem Wert unter 5,5 wird die Zahnhartsubstanz aufgelöst.
Das klingt beunruhigend, nicht wahr? Aber der Körper hat eine Verteidigung: den Speichel. Er ist basisch und neutralisiert die Säuren, dies dauert jedoch mindestens 20 Minuten nach dem Essen.
🦷 Geheim-Tipp! Sollten Sie bei Ihrem Kind eine dunkle Stelle oder Auffälligkeiten am Zahn bemerken und sind sich unsicher, ob es sich um Karies handeln könnte, bietet die dentinostic App eine hervorragende Möglichkeit, schnell und unkompliziert eine professionelle Meinung einzuholen. Als weltweit erste App ermöglicht dentinostic eine schnelle, digitale Diagnose von Zahnproblemen - ganz ohne Praxisbesuch! Einfach die betroffene Stelle per Video festhalten und innerhalb von 24 Stunden eine fachkundige Rückmeldung von einem Zahnarzt erhalten – bequem und stressfrei von zu Hause aus.
Nun aber genug mit Grundlagenwissen. Was können Sie tun, um die Zähne deines Kindes zu schützen?
Schütze deinen Schatz vor Karies: Tipps und Tricks
Kariesprävention ist kein Hexenwerk, sondern basiert auf konsequenten und frühzeitigen Maßnahmen. Folgende vier Säulen bilden die Basis einer effektiven Vorsorge:
1. Ernährung:
Zucker vermeiden: Kein Zucker, keine Säuren, kein Karies. So einfach ist das. Entzieht man den Karies-Bakterien ihr Essen, entsteht kein Karies. Achten Sie vor allen Dingen auf versteckte Zucker! Der Fruchtzucker in Obst, Säften und Schorlen wird oft unterschätzt und tatsächlich überhaupt nicht gut für die Zähne!
Timing: Nicht nur die Menge an Zucker spielt eine Rolle. Viel wichtiger ist sogar das richtige Timing beim Essen! Es ist weniger schädlich, Zucker in einer Sitzung zu konsumieren, als ihn über den gesamten Tag verteilt zu sich zu nehmen. Denn nimmt man ihn über den ganzen Tag verteilt auf, bleibt der pH-Wert im Mund dauerhaft im Sauren und die Zahnsubstanz wird dauerhaft angegriffen. Limitieren Sie zuckerhaltige Mahlzeiten und Snacks auf die Hauptmahlzeiten und bieten Sie zwischendurch zuckerfreie Alternativen an.
2. Mundhygiene:
Entfernt man Karies-Bakterien, kann kein Karies entstehen. Mindestens zweimal täglich sollte daher die Zahnbürste zum Einsatz kommen. Und das mindestens zwei Minuten lang.
Wie Sie die Zähne Ihres Kindes richtig putzen, erfahren Sie weiter unten.
3. Fluoride:
Fluorid in Zahnpasta spielt eine große Rolle. Studien zeigen, dass Zahnpasta ohne Fluorid kaum eine schützende Wirkung gegen Karies hat. Deshalb lautet die offizielle Empfehlung von Kinder- und Zahnärzten zu Fluorid:
Benutzen Sie ab dem ersten Zahn bis zum sechsten Lebensjahr eine Kinderzahnpasta mit einer Fluoridkonzentration von 1000 ppm (die Konzentration finden Sie auf der Rückseite der Tube).
Alternativ können Sie im ersten Lebensjahr auch Fluorid-Tabletten und eine fluoridfreie Zahnpasta nehmen. Ab dem 2. Lebensjahr sollte dann aber auf jeden Fall auf eine fluoridhaltige Zahnpasta umgestellt werden.
Ab dem sechsten Lebensjahr können Sie bei Ihrem Kind Erwachsenen-Zahnpasta mit einer Konzentration von 1500 ppm verwenden.
4. Regelmäßige Zahnarztbesuche:
Der erste Zahnarztbesuch sollte bereits nach dem Durchbruch des ersten Milchzahns erfolgen und danach regelmäßig alle sechs Monate. Nehmen Sie die Termine wahr, auch wenn Ihr Kind keine Beschwerden hat. Denn viele Zahn-Erkrankungen, wie eine frühe Karies, machen keine Beschwerden und können nur bei regelmäßiger Kontrolle entdeckt werden.
5. Versiegelung:
Die Kauflächen bestehen aus Höckern und Fissuren. Fissuren sind die tiefen Einziehungen auf der Kaufläche. Die Fissuren sind manchmal so tief, dass sie sich schlecht mit einer Zahnbürste reinigen lassen. Dort ist das Risiko für Karies erhöht. Eine Fissuren-Versiegelung kann das verhindern, indem die tiefen Fissuren versiegelt werden. Dafür wird ein dünnfließender Kunststoff in die Fissuren aufgebracht.
Zähneputzen für Anfänger: So geht’s richtig!
Eine gründliche und richtige Mundhygiene von Anfang an ist der Schlüssel zu gesunden Zähnen. Hier erfahren Sie, wie es richtig geht!
Die richtige Zahnbürste:
Beginnen Sie mit einer weichen Kinder-Handzahnbürste mit kleinem Bürstenkopf. Dies erleichtert das Erreichen aller Ecken im kleinen Kindermund und trainiert die manuellen Fähigkeiten, die Zähne zu putzen. Ab dem Grundschulalter können elektrische Zahnbürsten verwendet werden.
Die richtige Putztechnik:
Viele Eltern überlassen ihren Kindern alleine das Zähneputzen. Tun Sie das bloß nicht! Um ein gutes Reinigungsergebnis zu erzielen, müssen Sie vorputzen. Danach darf Ihr Kind selbst noch das Putzen üben.
Und wie putzen Sie vor?
Die KAI-Putztechnik ist eine spezielle Methode für Kinderzähne.
„KAI“ steht für:
- Kauflächen,
- Außenflächen,
- Innenflächen.
Hier ist die Methode im Detail:
Kauflächen:
Beginnen Sie mit den Kauflächen der Backenzähne. Bewegen Sie die Zahnbürste hin und her, um die gesamte Kaufläche abzudecken.
Außenflächen:
Danach folgen die Außenflächen der Backenzähne. Legen Sie die Zahnbürste in einem 45-Grad-Winkel zum Zahnfleischrand an und putzen Sie mit kleinen Kreisbewegungen. Beginnen Sie im hinteren Bereich des Mundes (bei den letzten Backenzähnen) und arbeiten Sie sich zum vorderen Bereich vor.
Innenflächen:
Zuletzt werden die Innenflächen der Zähne geputzt. Dieser Bereich ist oft der schwierigste, besonders für Kinder. Für die Innenflächen der Frontzähne ist es hilfreich, die Zahnbürste senkrecht zu halten und mit dem Bürstenkopf in Auf- und Abbewegungen zu putzen. Bei den Innenflächen der Backenzähne kann wieder die Kreisbewegung angewendet werden.
Und jetzt, liebe Eltern…
…ist es Zeit, die richtige Zahnpflege in die Tat umzusetzen! Zähneputzen bei Kindern kann manchmal holprig sein. Die Kinder machen den Mund nicht auf oder man schafft es nicht länger als 10 Sekunden. Auch wird es sicherlich mal eine Zuckerparty geben. Keine Sorge! Nicht jeder Putzvorgang muss perfekt oder die Ernährung zuckerfrei sein! Das Entscheidende ist die Regelmäßigkeit des Zähneputzens und einer guten Ernährung.
Und wenn Sie unsicher sind, ob Sie alles richtig machen, können Sie jederzeit die Profis zu Rate ziehen!
Dr. med. dent. Tina Mandel
Dein Kind knirscht mit den Zähnen oder die Zähne deines Kindes wackeln? Wir haben einige Dinge zusammengetragen, die ihr beachten solltet. Schaut einfach mal in den Blogbeitrag.
Bildnachweis: Beitragsbild und Seitenbilder Tina Mandel